Die allgemeine Hochschulreife bildet eine wichtige Basis für eine bildungsintensive Zukunft mit guten
Berufsperspektiven. Dass immer mehr junge Menschen erfolgreich das Abitur absolvieren, ist dem
nach eine gute Entwicklung. Jedoch darf die Verbesserung der Abiturquote und der Abiturdurchschnittsnote, nicht aufgrund einer Abwertung des Leistungsanspruches stattfinden. Die Abiturdurchschnittsnote in Berlin, hat sich von 2007 bis 2023, von 2,6 auf 2,2 verbessert, wobei 2023 fast 500 der 15.002 Absolventen und Absolventinnen, die Note 1,0 oder besser erreicht haben. Das sind mehr als doppelt so viele Bestnoten, als jeweils in den Abschlussjahren 2014, sowie 2015 vergeben wurden und deutlich mehr als in allen anderen Jahren seit 2007. Die Noten 2,0 oder besser wurden über 5.500 Mal vergeben, was ebenfalls eine Steigerung zu den Vorjahren ist. Mit dieser Entwicklung sind eine weitere zunehmende Inflation der Abschlussnoten und eine Entwertung des Berliner Abiturs, auch im Vergleich zu den anderen Bundesländern, absehbar. Noch deutlicher zu spüren ist diese Entwertung bei dem Fachkräftemangel im Handwerk oder anderen Berufen, die systemrelevant sind, jedoch häufig keiner akademischen Ausbildung oder eines Abiturs bedürfen und aufgrund einer inflationär steigenden Abiturquote und Abiturdurchschnittsnote, weniger attraktiv für ehemalige Schüler und Schülerinnen sind. Für die Jungen Liberalen Tempelhof-Schöneberg ist klar, dass die Leistungsansprüche in der gymnasialen Oberstufe wieder deutlich erhöht werden müssen. Wir fordern daher:
- Der NC bei der Vergabe von Studienplätzen soll durch flächendeckende Studieneignungstests
ersetzt werden, sodass nicht der Notenschnitt, sondern die tatsächlich im Abitur erworbenen
Kenntnisse ausschlaggebend für den akademischen Werdegang werden. - Der von der Kultusministerkonferenz festgelegte Notenschlüssel muss um fünf Prozentpunkte verschoben werden, sodass die Note 4 (5 Punkte) erst ab 50 Prozent der erzielten Punktzahl und eine 1+ (15 Punkte) erst ab einer fehlerfreien Leistung mit 100 Prozent der Punkte erreicht werden können.
- Die Leistungsansprüche und Erwartungshorizonte im Rahmen des Zentralabiturs sind zu verschärfen. Bei einer Umstellung auf Studieneignungstests soll die Ausgestaltung der Abschlussprüfungen wieder sukzessive dezentralisiert und die Vorgaben der Rahmenlehrpläne
entsprechend gelockert werden, sodass Schulen und Lehrkräfte eigene Schwerpunkte setzen
und ihre Prüfungen darauf ausrichten können, sodass Schulvielfalt und produktiver Wettbewerb zwischen den Schulen gestärkt werden. - Bei der Vergabe der jeweiligen Schulbudgets sollen leistungsbezogene Komponente eingeführt werden. So soll ein Teil des Schulbudgets beispielsweise an der Teilnahme an fachbezogenen Wettbewerben (Europawettbewerb, Jugend forscht, etc.) und den dort erzielten Ergebnissen ausgerichtet sein.
- Die Erhöhung und Stabilisierung des Leistungsanspruchs soll ein hervorgehobener Teil der
regelmäßigen Schulinspektionen werden. - Schulübergreifend sollen regelmäßig Vergleichsarbeiten geschrieben werden, bei denen die
Ergebnisse den einzelnen Schulen und Klassenstufen zugeordnet werden können, um die tatsächliche Leistungsentwicklung mit der Entwicklung des Notenschnitts der jeweiligen Schulen
abgleichen zu können. Auf diesem Wege soll das Leistungsniveau fortlaufend evaluiert und einer Noteninflation an den einzelnen Schulen entgegengewirkt werden.